Mein Name ist Pamela Julia Hofer. Ich bin bald 27 Jahre alt, und von Kindesbeinen an ein Pferdenarr.
Begonnen hat meine reiterliche Laufbahn mit etwa 6 Jahren ganz klassisch im Schulbetrieb. Anfangs ging ich nur zum Voltigierunterricht,
was mir leider nicht sonderlich viel Freude bereitet hat, da mir da einfach der direkte Draht zum Pferd fehlte.
Meiner Mutter aber war sehr wichtig, dass ich die Grundbalance auf diesem Weg erlerne bevor ich selbsständig reiten darf.
Später bekam ich auch meine Anfängerstunden an der Longe bis hin zum Abteilungsreiten.
So toll das Reiten auch gewesen sein mag fehlte mir immer die gemeinsame Zeit in Ruhe mit dem Pferd.
Dinge wie das Pferd zu putzen, mit ihm zu schmusen, grasen zu gehen - dafür schlug mein Herz mindestens genau so sehr.
Schon bald war klar, dass ich solche schönen Momente mit einem Mitreitpferd noch intensiver erleben könnte.
Ich hatte in meiner Jugend diverse Mitreitpferde, wenige davon waren phasenweise krankheitsbedingt nicht mal reitbar.
Aber das war nichts was mich störte, solange ich das Pferd in seiner jeweiligen Verfassung glücklich machen konnte.
Ich wollte helfen, heilen, da sein und wenn es ging das Pferd gymnastizieren, gesund und fit erhalten.
Schon bald durfte ich dann auch bei der Ausbildung von jungen und problematischen Pferden mithelfen.
Für mich war es das Größte zu sehen, wenn Pferde mit schlechten Erfahrungen oder körperlichen Problemen wieder aufblühten,
glänzende Augen bekamen und Freude an der Zusammenarbeit mit den Menschen hatten.
Nach einer kurzen Pferdepause in meiner späten Jugend trat dann das erste eigene Pferd in mein Leben.
Atreyu Aaron, damals Anubis - ein großer schwarzer ungarischer Wallach. Er war sehr skeptisch, hatte seine Erfahrungen mit den Menschen gemacht,
und sah nicht sonderlich viel Sinn darin, sich diesen noch weiter zu fügen. Atreyu hat mir in den ersten Jahren sehr viele Nerven gekostet, es flossen
Blut, Schweiß und Tränen. Doch heute ist er ein unglaublich verlässlicher Freund, auf welchem ich sogar Kinder unterrichten kann. Leider hatte Atreyu
vor meiner Zeit einen sehr schweren Unfall, woraus diverse Handicaps wie Beckenschiefe, Muskelverhärtungen, Fehlrotationen und Fehlstellungen
entstanden sind. Aber gleichzeitig sind es gerade diese Faktoren, die mich immer gezwungen haben die starren, verbohrten Ausbildungswege zu hinterfragen.
Denn nur wenn man so ein Pferd in absoluter Beachtung seiner Anatomie und seiner Psyche trainiert, kann man langfristig und nachhaltig was erreichen.
Viele Reiter haben versucht mich von meinem Weg abzubringen mit Worten wie "so einer gehört nur vor die Kutsche, den musst du ausbinden, da brauchst du Schlaufzügel". Doch ich durfte durch Atreyu erfahren, dass es so nicht aussehen muss, dass es auch noch andere Wege gibt.
Und genau diese Wege wollte ich einschlagen. Somit habe ich im Sommer 2017 meine Ausbildung zum Centered Riding Instructor gemacht, und viele weitere
Schulungen zum Thema Anatomie und Biomechanik des Pferdes.
Aktuell befinde ich mich in meiner Ausbildung zur diplomierten Shiatsutherapeutin für Pferde.
Ich arbeite mit einem tollen Team aus Hufschmied, Tierarzt und Chiropraktikern zusammen, da ich es als unumgänglich seh, ein Pferd ganzheitlich zu behandeln.
Dieses Wissen, welches ich mir in den letzten Jahren durch Atreyu aneignen durfte, half mir mittlerweile schon bei vielen anderen Pferden weiter.
Mittlerweile besteht meine Herde aus drei Pferden, einer der drei ist unser Lipizzaner Major Tom. Major haben wir letztes Jahr vor dem sicheren Tod
bewahrt. Er hätte geschlachtet werden sollen weil er sich vor Kutsche nicht benommen hat. Major hatte massive Probleme mit seinem ganzen Körper,
er hat sich gewehrt weil er Schmerzen und Angst hatte. Heute bewegt er sich schon sehr gut, kommt vertrauensvoll auf den Menschen zu, schmust irrsinnig gerne und kann in allen Gangarten geritten werden.
Das dritte Pferd ist Zaphira, eine ungarische Kaltblut-Kisberi-Mix-Stute. Sie ist aktuell 4 Jahre alt, ist seit bald 2 Jahren bei uns und wurde immer altersgerecht gymnastiziert. Anfangs ging es viel ins Gelände an der Hand, wir machten Bodenarbeit am Platz, und ab dem dritten Geburtstag arbeiteten wir auch an der Longe am Kappzaum. Sie durfte spielerisch den Sattel kennen lernen und als Vorbereitung zum Reiten wurde sie auch an der Doppellonge gearbeitet. Mittlerweile hat sie auch schon rund sechs mal einen Reiter getragen, immer nur minutenweise und ohne das Pferd formen zu wollen. Der beste Indikator für gutes Training ist ein Pferd das arbeiten möchte!
Der Weg korrekter Gymnastizierung mag anfangs langsamer wirken, aber er ist nachhaltig. Er hält die Pferde gesund und motiviert. Er schenkt den Pferden
Vertrauen in uns und in ihren eigenen Körper.
"Wenn du es eilig hast, geh langsam."
... typisch für mich ist, dass alles ausführlichst mit Hand, Fuß, eigentlich mit vollstem Körpereinsatz, ganz genau erklärt wird!
Wenn der Schüler nicht versteht, verinnerlicht und SPÜRT was sich verändert, dann ist er permanent auf seinen Lehrer angewiesen.
Dieser leiert dann vor sich hin, und der Schüler bekommt das Feedback nur vom Lehrer. Wenn der Schüler jedoch auch das Feedback vom Pferd spürt, und das Bild in sich speichern kann, dann kann er auch alleine reifen und an sich und dem Pferd arbeiten. Meine Schüler dürfen aus jeder Einheit etwas mitnehmen, und können sich so auch alleine weiter entwickeln.
Das ist mein Ziel.